

der prickelndste Blog im deutschen Internet
Ich sitze träge auf dem hellblauen Cordstoff meines gemütlichen Sofas, durch die Gardinen fällt gedämpftes Licht in den Raum. Die viel zu große Portion Putengeschnetzeltes, die ich gerade eben vertilgt habe, rumort noch in meinem Magen, während ich, alle viere weit von mir gestreckt, vor mich hin grübele.
Lohnt es sich überhaupt noch, mir einen Job zu suchen? Schließlich ist die KI Revolution derzeit schon in vollem Gange. Womöglich wird ohnehin bald jegliche Arbeit von Algorithmen erledigt werden, überlege ich und schiebe mir dabei ein Kissen hinter den Kopf. Leider scheint kaum einer meiner bemitleidenswerten Mitmenschen diese komplexen Zusammenhänge auch nur annähernd zu durchblicken. Was ist zum Beispiel mit der sich rapide nähernden Umweltkatastrophe? Keinesfalls will ich sehenden Auges dazu beitragen, dass das Bruttoinlandsprodukt weiter ansteigt, während unser geliebter Planet vor die Hunde geht. Nein, sei du selbst der Wandel, den du sehen willst für diese Welt (war das Gandhi?) sinniere ich, während ich genüsslich und selbstzufrieden an meiner frisch aufgebrühten Tasse Kaffee nippe.
Dennoch sah ich mich zuletzt immer wieder mal dazu gezwungen, einige Bewerbungen zu verschicken. Nicht zuletzt auch, weil mich das Amt dazu verdonnerte und mir dabei mit der Kürzung meines Arbeitslosengeldes drohte. Doch aus unerfindlichen Gründen scheint niemand meine Qualitäten wertzuschätzen: Mein Blick fürs große Ganze, mein analytischer Scharfsinn, mein geradezu magnetisches Charisma… Offenbar werden lediglich solch schwache Geister eingestellt, die ohne weiteres dazu bereit sind, den einfältigen Befehlen ihrer Vorgesetzten Folge zu leisten. Kein Wunder, dass es mit der deutschen Wirtschaft bergab geht. Die ganzen Ratschläge, mit denen ich hingegen meinen Vorgesetzten – und am Ende letztlich auch meinem Vaterlande – unter die Arme gegriffen hätte, muss ich wohl vorerst einmal für mich behalten.
Im Moment bleibt mir also nichts weiter übrig, als hier weiter auf dem Sofa zu liegen, schlussfolgere ich, und falle, leise seufzend, in einen seelenruhigen Mittagsschlaf.
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